Ausstellungswesen

Die Aufgabe von Ausstellungen, die auch ZUCHTschauen genannt werden, ist es den aktuellen Stand der Zucht zu zeigen. Dem Züchter bietet die Zusammenkunft vieler Hunde einer Rasse die Möglichkeit ökonomisch (geringerer Zeit- u. Fahrtstreckenaufwand als jeden in Frage kommenden Hund in seinem Zwinger zu besuchen) nach zum eigenen Zuchthund passenden Paarungspartnern zu gucken - dazu muß man die eigene Zucht durch Vergleich mit anderen kritisch hinterfragen - u. die eigene Nachzucht vorzustellen sowie interessierte Hundeliebhaber für die eigene Rasse zu begeistern, denn sonst würde man sie ja hoffentlich nicht züchten!

 

Da man bei allem Engagement nicht jede Zuchtschau besuchen kann, sofern man seine Hundezucht als Hobby ansieht u. damit nicht seine Brötchen verdient, ist man bei der Zuchtplanung auch auf die Richterberichte angewiesen, u. da beginnen spätestens die Probleme. Man liest 2 Richterberichte oder auch 3 über ein u. denselben Hund  u. fragt sich, ob allen Ernstes der gleiche Hund beurteilt wurde, u. das darf nicht sein. Es ist ja nicht wie in der Dressur bei den Pferden, wo bestimmte Lektionen zu absolvieren sind, deren Ausführung natürlich von der Tagesform des Pferdes u. seines Reiters abhängt, sondern es wird im Wesentlichen das Exterieur des Hundes beurteilt, doch die Anatomie ändert sich beim adulten Hund kaum, da kann höchstens mal ein Fellwechsel eine unterschiedliche Bewertung des Haarkleides bedingen oder das Gangwerk etwas variieren. 

 

Heutzutage bieten oder besser sollten natürlich auch die Homepages der Züchter einen ersten Eindruck bieten.

 

Doch zurück zum Richterwesen basierend auf eigenen Erfahrungen, selbstverständlich ohne alle Zuchtrichter über einen Kamm scheren zu wollen, Verallgemeinerungen liegen mir nicht, aber offensichtlich ist es erforderlich diesen Punkt anzusprechen, betrachtet man die vielfältigen Probleme in der Hundezucht, die in den letzten Jahren keineswegs geringer geworden sind.

Beim Pyrenäen-Berghund fallen mir, um konkret zu werden, aktuell folgende Probleme auf, die entweder in den 10 Jahren, die ich mich aus beruflichen wie privaten Gründen aus der Szene zurückgezogen hatte, nicht gelöst wurden oder neu hinzugekommen sind, wobei ich mich auf die tiermedizinisch relevanten beschränken möchte - hängelefzige Pyris sind nicht schön anzusehen u. sabbern, da ihnen der Speichel aus der Schnauze läuft, abgesehen davon entspricht dies auch nicht dem Standard aber in der Merkmalsausprägung ist es für den Pyrenäen-Berghund keine Qual, anders als bei manchen Doggen, eine Freundin von mir hatte eine Dogge, die keinen Knochen nagen konnte, ohne hinterher blutige Lefzen zu haben, weil sie sich ständig draufbiß, das ist zuchtbedingte Tierquälerei - zu den gesundheitlich bedeutsamen Merkmalen zählt nach wie vor die steile Hinterhand in einigen Linien. Das Sprunggelenk ist so gut wie nicht gewinkelt. Wenn ein Sprunggelenk überflüssig wäre, hätte die Natur es wohl über kurz oder lang weggelassen. Gelenke ermöglichen schwungvolle, elastische u. raumgreifende Bewegungen, u. sie minimieren als Stoßfänger Verschleiß. Zucht bedeutet auch, etwas in der Waage zu halten, denn die Winkelungen des Deutschen Schäferhundes von heute als anderes Extrem kann keiner wollen. Im FCI-Standard des Pyrenäen-Berghundes steht zum Sprunggelenk: breit, trocken u. MITTELMÄSSIG GEWINKELT.

Lt. FCI-Standard (s. Zuchtziel/Rassestandard auf dieser Homepage) sollen die EHER KLEINEN Augen des Pyrenäen-Berghundes von MANDELFÖRMIGEN (der Augapfel ist immer rund) eng anliegenden Augenlidern umschlossen sein, d.h. aber nicht, dass die Tendenz Richtung Mikrophthalmus gehen sollte, denn dann wird das Sehvermögen der Hunde eingeschränkt u. damit die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass die Hunde ängstlich u. schreckhaft werden, weil u.a. auch ihr Sichtfeld eingeschränkt ist. Entropium (Einrollen der Augenlider) ist sicherlich eine weitere Konsequenz zu kleiner Augäpfel u. führt ohne operativen Eingriff zu Schäden an der Hornhaut des Auges - vor gut 20 Jahren waren "offene Augen" sprich Ektropium häufiger anzutreffen, welches mit einer chronischen Konjunktivitis einhergeht - aber gerade diese Tendenz zum zu kleinen Auge ist in hocherfolgreichen Championlinien in Europa vertreten, die alle auf einen Zwinger, ich möchte wagen zu sagen, auf einen Hund zurückgehen.

Mangelhaft gewinkelte Sprunggelenke u. zu kleine Augen können Richter erkennen u. dagegen selektieren durch entsprechende Bewertung!

 

In diesem Zusammenhang muß auch erwähnt werden, dass es bei einer so kleinen Population wie der des Pyrenäen-Berghundes einer Katastrophe gleichkommt, wenn alle Züchter sich einiger weniger "Stars" bedienen, denn dadurch wird das genetische Potential der Rasse weiter minimiert. Treten dann in nachfolgenden Generationen massive gesundheitliche Probleme auf, ist es kaum noch möglich selbige zu merzen, ohne Fremdrassen einzukreuzen, (z.B. Mops aus meiner Sicht), was den Zuchtfortschritt in bezug auf andere rassetypische Merkmale logischerweise zurückwirft.

 

Damit sind wir zurück beim Thema "Zuchtschau". Ahnungslosigkeit kann nicht von Verantwortung befreien. Richter beeinflussen die Zucht in erheblichem Maße, denn ein Züchter, der die Mühe (frühes Aufstehen, oft weite Anfahrt, evtl. Übernachtungen, Wochenenden häufig in stickigen Hallen statt in der Natur, ...) auf sich nimmt, Ausstellungen zu besuchen, möchte dafür belohnt werden, d.h. erfolgreich sein.

So lange Zuchtrichter eindeutig lahmende Hunde zu Siegern machen, Hunden, die auf keiner Ausstellung die "arroundera" zeigen (ein selbstbewußter aufmerksamer Pyrenäen-Berghund soll mit seiner Rute ein Rad schlagen), d.h. der Hund ist unsicher oder möglicherweise ruhiggestellt, um Aggressionen zu unterdrücken, Championtitel verleihen usw., so lange ist die Teilnahme an Ausstellungen sinnfrei, sofern das Zuchtziel GESUNDER PYRENÄEN-BERGHUND lautet.

 

Dopingkontrollen wären sicher auch bei diesen Schönheitswettbewerben empfehlenswert.

 

 

"Qualzuchten bei Rassehunden", dieser Beitrag des Schweizer Fernsehens befaßt sich zwar mit der englischen Rassehundezucht, ist aber sicher übertragbar auf die Situation weltweit u. paßt perfekt zu dem von mir Gesagten.

www.youtube.com/watch?v=t9UwOBxvfXI&feature=related

 

Hier das deutsche Pendant:

Die Story: Viel Rasse, wenig Klasse -- Das Geschäft mit der Hundezucht

http://www.youtube.com/watch?v=Zg_u-kxikqo&feature=related